1. Warum sollte Kirche junge Erwachsene als Zielgruppe in den Blick nehmen?
Junge Erwachsene zwischen 18 und ca. 35 Jahren sind eine Zielgruppe, die in der Kirche als aktiver Teil der Gemeinschaft unseren Erfahrungen nach oft unterrepräsentiert ist und stark in den Hintergrund rückt. In der Kirche anzutreffen ist diese Gruppe meistens nur im Hinblick auf Angebote für Familien und Kinder. Junge Erwachsene Paare ohne Kinder oder Singles sind schwer zu finden – und es gibt auch nur wenige Angebote für sie.
Dabei haben auch sie relevante Themen, Fragen und Bedürfnisse, auf die Kirche als Sinn-suchende Gemeinschaft eingehen und Antwortmöglichkeiten bieten kann. Kirche sollte diese wahrnehmen und ernst nehmen und aktiv versuchen, auf diese einzugehen. Dabei ist gerade das Denken über unsere sichtbare und wissenschaftlich ergründbare Welt hinaus ein großer Schatz, der Halt und Sinn geben und neue Horizonte eröffnen kann.
Oft wird gesagt, dass junge Menschen die Kirche von morgen bilden. Das ist aus unserer Sicht jedoch zu kurzgefasst. Junge Erwachsene sind nicht nur Kirche von morgen, sondern auch schon Kirche von HEUTE! Manchmal hat man das Gefühl, dass Menschen in der Phase zwischen Jugendarbeit und Familiengründung in einer Art “Wartemodus” gesehen werden – nach dem Motto: “Die kommen dann wieder, wenn sie Kinder haben.” Aber junge Erwachsene wollen auch vor Familiengründung oder ohne Familie aktiv Teil von Kirche sein oder wären dem nicht abgeneigt, wenn es passende Angebote gäbe und sie von diesen unkompliziert erfahren würden.
Junge Erwachsene stecken in einer Zeit voller neuer Herausforderungen und Veränderungen. Wir sehen hier für Kirche eine Chance und eine Aufgabe, junge Menschen in dieser Zeit voller Umbrüche zu begleiten. Kirche hat könnte hier Halt in einer turbulenten Zeit anbieten.
2. Unsere Vision
Unsere Vision von Kirche für junge Erwachsene ist…
…Ein Ort der Offenheit und Inklusivität, an dem junge Erwachsene mit all ihren Unterschieden in Gemeinsamkeit verbunden sein können. Es geht nicht darum, Fronten aufzubauen, sondern Gemeinsamkeiten zu genießen.
…Freiräume zu schaffen für die Themen, Anliegen, Fragen und Bedürfnisse junger Erwachsener. Tabus dürfen gebrochen und unkonventionelle Themen dürfen bearbeitet werden. Wichtig ist das, was die Menschen mitbringen.
…Eine fluide Struktur der Angebote, Projekte und Gruppen. Ziel ist es, offen zu bleiben für neue Teilnehmende und unterschiedliches Beteiligungs- bzw. Teilnehmenden-Verhalten. Wer nur an einem Abend, einer Aktion oder einem Projekt dabei sein will, soll sich genauso willkommen, wertgeschätzt, ernst genommen und als Teil der Gruppe fühlen, wie diejenigen, die regelmäßig dabei sind.
…Ein Label zu finden für Angebote und Gemeinden für junge Erwachsene, das als “Dach” dient, unter dem man alle Angebote für junge Erwachsene finden kann. Wenn junge Menschen nach Angeboten suchen, soll es möglich sein, unter diesem Label im Internet sofort ein Spektrum an passenden Angeboten in der eigenen Stadt zu finden. Dazu braucht es auch eine passende Struktur innerhalb der Kirche.
…Ein Ort, der die Vernetzung von jungen Erwachsenen untereinander und von für junge Erwachsene relevanten Akteuren der Gesellschaft (z.B. Job-Beratung, Lebensberatung, Beratung für Familienplanung, Partnersuche, Kunst und Kultur…) untereinander fördert.
…Eine strukturelle Implementierung von Arbeit für junge Erwachsene in Kirche, ähnlich wie für die Arbeit mit Jugendlichen oder Kindern.
Unsere Vision ist eine zentrale Anlaufstelle/ Anlauf-Gemeinde in größeren Städten und Regionen. Ähnlich, wie Studenten sich einfach an die örtliche ESG wenden können, sollen zugezogene und “alte eingesessene” junge Erwachsene eine Anlaufstelle haben, an der sie Angebote vorfinden, aber auch Verweise und Vernetzung zu Angeboten in Kirchenkreisen und Kirchengemeinden. Dies soll unter dem oben erwähnten Label laufen, damit es schnell auffindbar und gut bekannt zu machen ist. Das Label wirkt dabei wie eine Marke. Diese Anlaufstelle soll mit den Angeboten für junge Erwachsene auf kreiskirchlicher und gemeindlicher Ebene, sowie mit für die Zielgruppe relevanten Akteure aus der Kunst- und Kulur-Szene vernetzt. Sie bietet sich als Kooperationspartner für Gemeinden und Kirchenkreise an, um Angebote und Projekte zu schaffen.
In den Landeskirchen und Kirchenkreisen soll es Beauftragte für die Arbeit mit jungen Erwachsenen geben. Die Landeskirchlichen Beauftragten können an eine zentrale Anlaufstelle angebunden sein. Die Beauftragten-Stellen dienen dazu, dass die Arbeit einen Ort hat, an den sie angebunden ist und es personelle und Ressourcen dafür gibt. Diese Arbeit sollte sich auch im Haushalt auf allen kirchlichen Ebenen widerspiegeln.
3. Die Zielgruppe der Jungen Erwachsenen
Wir definieren Junge Erwachsene als Menschen zwischen ca. 20 und 35 Jahren, die sich von ihrem Elternhaus lösen/gelöst haben und die keine homogene, sondern eine sehr diverse Zielgruppe bilden. Als Gemeinsamkeit der Menschen in dieser Lebensphase sehen wir eine Suchbewegung und Unsicherheit – „Wo gehöre ich genau hin?”
3.1 Die Situation von Jungen Erwachsenen
Junge Erwachsene befinden sich in einer spannenden Lebensphase voller Umbürche, Neu-Anänge, Herausforderungen und immer “dazwischen”. In dem Projektbericht “MITTENDRIN GLAUBEND:DE – Ideen für Kirchengemeinden – eine Toolbox” einer Kirchen-Hakathon-Gruppe aus 2020 wird dieses “Dazwischen” aus unserer Sicht treffend beschrieben:
„Junge Erwachsene sind in einer Lebensphase, in der sie buchstäblich zwischen den Stühlen sitzen.
ZWISCHEN STUDIUM UND ARBEIT
ZWISCHEN VERPFLICHTUNGEN UND FREIZEIT
ZWISCHEN PARTIZIPATION UND KONSUMIEREN
ZWISCHEN STADT UND LAND
ZWISCHEN PROJEKTEN UND ALLTAG
ZWISCHEN JUGENDARBEIT UND FAMILIENKREIS
ZWISCHEN SINGLE SEIN UND PARTNERSCHAFT“1
Diesen “Dazwischens” fügen wir noch weitere Punkte hinzu:
ZWISCHEN PARTNERSCHAFT UND FAMILIENGRÜNDUNG
ZWISCHEN FREUNDSCHAFTEN UND LIEBESBEZIEUNG
ZWISCHEN INDIVIDUALISIERUNG UND ANPASSUNG
ZWISCHEN KONTINUITÄT UND PUNKTUELLER BETEILIGUNG
Erwachsene sind keine einheitliche, homogene Zielgruppe. Wie auch in anderen Lebensphasen sind hier alle Milieus und unterschiedlichste Sozio-ökonomische Hintergründe vertreten. Da sich bei jungen Erwachsenen oft viel im Wandel befindet und sie auf der Suche sind nach ihrem Platz in der Gesellschaft, ihrem Lebensmodell und ihren Lebens-Zielen, brauchen sie aus unserer Sicht durchlässige und flexible Strukturen, die sich an ihre Lebenswirklichkeit anpassen.
Aus kirchlicher Sicht haben wir im groben zwei Unterschiedliche Zielgruppen für Angebote ausgemacht:
Die „Wohlwollenden Insider“
Unter diesen verstehen wir junge Menschen, die schon positive Erfahrungen mit Kirche gemacht haben und z.B. nach einem Umzug oder nach Abschluss der „Jugendphase“ neuen Anschluss in Kirche suchen. Diese Gruppe bietet einen guten Anknüpfungspunkt für Kirche, da diese oft aktiv nach Angeboten von Kirche suchen und sich gerne von ihr einladen lassen. Diese können dann durch “Mundpropaganda” als Multiplikatoren hilfreich sein.
Externe
Dies sind Menschen, die bisher wenig bis gar nichts mit Kirche zu tun hatten. Sie stehen kirchlichen Angeboten oft auch kritisch gegenüber. Diese Zielgruppe zu gewinnen ist schwierig. Hier sind niederschwellige Angebote in “neutralen dritten Räumen” empfehlenswert. Wohlwollende Insider können diese Gruppe durch Freundschaften eventuell erreichen. Bei dieser Zielgruppe ist es besonders wichtig, zuschauen wo sich junge Erwachsene aufhalten und welche erstmal “weltlichen” Themen sie haben und was sie brauchen, ohne dabei zu missionarisch zu wirken.
3.2 Welche Themen interessieren junge Erwachsene
Die Themen sind sehr vielfältig. Wenn man mit jungen Menschen aber in den Diskurs über tiefgreifende Themen gehen will, muss man das Bewusstsein dafür haben, dass mal hinterfragt wird, was in der Kirche seit Jahrzehnten vielleicht schon immer so war. (Stichwort: Segnung von Homosexuellen) Gefestigte Antworten/Standpunkte sind daher gefordert, wenn man mit den jungen Leuten in tiefgehende Gespräche gehen will.
Lebensfragen | Sinnfragen |
Freundschaft | Einsamkeit |
Beziehung/Partnerschaft | Suizid |
Berufseinstieg | Sinnsuche |
Work-Life-Balance | Sexualität |
Nachhaltigkeit | Glaube praktisch |
Gesellschaftspolitisches Engagement | Ringen um (theologische) Fragen |
Burn Out | |
Depression |
4. Was braucht es, um so eine Gemeinde aufzubauen
- finanzielle Ressourcen:
Zunächst einmal muss sich eine Gemeinde oder ein Kirchenkreis bewusst sein das ein Angebot auch mit Finanzen ausgestattet werden muss. Diese können zum Beispiel aus der Erwachsenen Bildung stamme. Wichtig ist es das Unbürokratisch darüber verfügt werden kann
Des Weiteren muss auch die Möglichkeit einräumen werden spezifisch für diesen Zweck zu spenden.
Frei nach dem Motto: Du bist aus der Kirche ausgetreten da der Verein außer Skandale zu produzieren eh nichts für dich macht – wie wäre es wen du spezifisch für die Arbeit mit Junge Erwachsene deinen Kirchensteuer Anteil Spendest.
- Personelle Ressourcen
Angestellte der Kirche müssen eine Beauftragung dafür bekommen sowie großzügig mit Zeit ausgestattet werden.
- Räume
Eine Gemeinde muss Räumlichkeit für Junge erwachsenen bereitstellen in denen sie sich aufhalten können. Ferne sich frei entfalten können, Und ihr Ding machen können. Sachen Lagern und dauerhaft gestalten können
- Interesse und Freude an den Themen junger Erwachsener
Die Menschen die das Angebot betreuen müssen auch ein Interesse an den Themen haben. Sie müssen mit Feuer und Flamme sozusagen dabei sein. Wenn zum Beispiel Sexualität, frei Liebe, Beziehung, Job suche, Burnout ganz großes rede Potenzial haben und die ersten Gedanken des zuständigen Mitarbeiters sind “Das interessiert mich eigentlich alles nicht!” -dann sollte dies ein Andere der sich dort mehr einbringen kann Übernehmen. Meint es muss dann der Richtige Mitarbeiter gefunden werden der Lust sich in die Lage der jungen Erwachsenen und ihre Bedürfnisse hineinzudenken.
- Flexibilität
Das Angebot sollte nicht an feste Zeiten oder Orte in der Gemeinde gebunden sein. Regelmäßige Treffen sind wünschenswert wen es in einer Woche halte besser passt sich an einen Mittwoch statt an einen Donnerstag zu treffen. Und nicht in der Gemeinde sondern vielleicht beim Italiener um dort ein Burger zu essen #YOLO sollte das kein Hindernis sein. Oder als anlass genommen werden das Treffen ausfallen zu lassen.
- Offene Struktur, die auf Fluktuation und punktuelle Teilhabe ausgerichtet ist.
Angebotstrucktur die auf die Bedürfnise angepasst ist und in der Lage ist sich schnell zu verändern ohne lange bürokratische wege.
5. Was kann für den Einstieg helfen?
- Sozialraum-Analyse wie viele junge Erwachsene gibt es in der Umgebung? Welchen Milieus gehören sie an?
- Welche Themen interessieren sie? (siehe Punkt 4)
- Wo sind evtl. bereits Treffpunkte, wo sich junge Erwachsene treffen. Aufmerksam durch den Stadtteil laufen.
- Gibt es schon Angebote in der Region? Verfolgen diese die gleichen Ziele? Kann ich daran vielleicht anknüpfen? Kontakt aufnehmen, abklären.
- Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden/Jugendverbänden, ESG, CVJM, EC, Jugendkirchen
- Versuche interessierte Personen aus der Gemeinde und der Zielgruppe anzusprechen und in die Planung mit einzubeziehen.
- Gibt es strukturelle Unterstützung vom Kirchenkreis oder Landeskirchen?
6. Welche Ziele möchten wir mit der Zielgruppe erreichen?
- Natürlich ist es uns als Christen wichtig die frohmachende Botschaft weiter zu sagen. Die Frage ist, wie kann das unaufdringlich, einladend geschehen?
- Wir wollen Menschen die Gemeinschaft suchen, verbinden.
- Wir möchten einen Raum zur Verfügung stellen und im besten Fall “Heimat” geben.
- Die Themen die behandelt werden, sollen sich nah an den Lebensthemen der jungen Menschen orientieren. (siehe Punkt 4)
- Wir möchten für Interessierte glaubensstärkende, vertiefende Angebote entwickeln und Glauben leben.
- Ganzheitlichkeit der Zielgruppe im Blick: Leib, Seele, Geist
7. Welche Aktion/Veranstaltung kann ich machen
Eine besondere Schwierigkeit beim Planen von Aktionen für junge Erwachsen ist es die Balance zwischen Gemeinschaftserlebnis und kirchlichen Themen zu finden. (christlich vs. weltlich) Die einen erwarten einen Input, mit Andacht, Gebet und Liedern, den anderen ist das evtl. schon zu viel… Deshalb soll unser Fokus im Folgenden auch auf dem Erlebbarmachen der Gemeinschaft untereinander sein.
Alle Aktionen gemeinsam sollten jedoch den Anspruch haben, einen sehr einfachen Einstieg für junge Menschen zu ermöglichen. Dazu gehört es auch ein geeignetes ansprechendes, für nicht Christen, nicht abstoßendes Label zu verwenden.
Ergänzend zu unseren Ideen lassen sich auch viele/ähnliche hier finden: https://mittendringlauben.de/
#weekendGroupTrip
Veranstaltet kurze Wochenendtrips in Städte, ans Meer, in die Berge, …
Das Ziel dabei soll nicht sein, ein möglichst volles Programm zu haben, oder den Tag mit Bibelstudie zu verbringen. Es soll darum gehen, dass Leute ins Gespräch kommen, von ihren Erfahrungen gegenseitig profitieren und dann gestärkt und motoviert in die zeit danach Starten
#CoWorkingSpace
Viele Kirchen- und Gemeinderäumen bleiben viele Stunden der Woche ungenutzt. Dieses Konzept von Co-Working Spaces verbindet die Offene Nutzung mit einem im Leben: gute, angenehme, offene und unterschwellige Arbeitsplätze außerhalb der eigenen 4-Wände. Für weitere, konkretere Informationen: 1_05_10 Co-Working in Kirchen des Hackathons 2021
Wo?
Da Gemeinden meist wären Kirchräume, sowie Gemeinderäume oder auch Pfarrgärten als Orte denkbar.
Mögliche Kriterien nach denen die Orte für Co Working Spaces ausgewählt werden könnten: – Ruhige Lage
– Helle Orte
– Offene Bereiche, die die Möglichkeit zur Austausch zwischen den Co-Workern bieten
– Separate Bereiche für Pausen bzw. Begegnung
– Entspannte Orte aber auch Inspirierende Orte wie Kirchengebäude könnten cool sein…
Wie?
Need-to-have : Stromanschlüsse, leistungsfähiges Internet, Kaffeemaschine,
Nice-to-have: Getränke, Flexibler Auf-/Abbau von Tischen, Vernetzungsmöglichekeiten
Wer?
Offenes Angebot, evtl. Betreuung durch eigen Gemeindemitglieder
Wann?
Möglichst unkomplizierte und lange Öffnungszeiten (z.B. unter der Woche abends)
#hobbykeller
Hab ihr einen Freien Raum, der Ungenutzt ist, bietet ihn als Hobbyraum/Begegnungsraum für junge Erwachsene an
#LiveLifePodcast
Podcasts sind voll im Trend, besonders bei jungen Erwachsenen. Menschen unterhalten sich, diskutieren gemeinsam, ermutigen sich oder erzählen von ihren Erfahrungen…
Und das Ganze passiert nicht nur allein im verborgenem, sondern, sie alle wollen ihre Gedanken und Erfahrungen mit Menschen teilen.
Meist werden diese aber schnell nebenbei, beim Putzen, laufen oder Autofahren genossen.
Was, wenn man sich aber bewusst Zeit nimmt für die Gespräche, die Themen, was wenn dann Fragen dazu aufkommen, die nicht beantwortet werden?
Was, wenn man den Podcast live, mit Zuhörer veranstaltet? Und die Kirche wäre der perfekte Ort dafür. Ein Ort, wo Menschen ins Gespräch kommen, über Themen philosophieren und andere zum Nachdenken anregen.
Doch wie kann so ein Live Podcast konkret aussehen? Was könnten Themen dabei sein?
Themen:
Um möglichst viele junge Leute zu erreichen, sollten auch Themen von jungen Leuten die Hauptrolle spielen. Das könnte u.a. Work-Life-Balance, Stressmanagement, … (weitere Vorschläge siehe Themensammlung) sein. Die Themen sollten im Idealfall aber nicht nur „Insider“ der Kirche ansprechen, sondern auch die Neugierde bei externen Leuten wecken. Und traut euch auch, Tabuthemen (Sexualität, Suizid, Depression) mit auf die Liste zu setzten, denn diese können besonders aus christlicher Sicht neue Sichtweisen und Denkanstöße für alle aufzeigen.
Personen:
Die Gruppe von Personen, die sich bei beim Live-Podcast zu dem Thema/ den Themen austauschen sollten so groß, wie nötig, aber so klein, wie möglich gehalten werden. (2-4 Personen) Auch die Auswahl der Menschen selbst ist entscheidend, gerade eine Mischung aus Personen, die nicht immer einer Meinung sind, macht einen solchen Live-Podcast spannend.
Es bietet sich vielleicht auch an Experten eines Themengebietes, Regionale Verantwortungsträger oder andere spannende Leute einzuladen.
Setting:
Schafft eine gemütliche Atmosphäre für die Leute, die zum Gespräch eingeladen sind. Stellt z.B. ein paar Sofas vor den Altar auf. Um das Gespräch am Laufen zu halten, sollte auch ein Moderator Fragen zum Thema parat haben
Einbindung der Zuhörer:
Der Vorteil bei einer live Veranstaltung ist, dass ihr eure Zuhörer direkt mit Einbinden könnt. Die digitalen Medien haben da eine große Vielfalt, um Umfragen, Abstimmungen oder anonyme Fragenportale zur Verfügung zu stellen. Nutzt diese auch!
#lateNightGottesdienste
Eine richtige Late-Night Show zu später Stunde kann nicht nur im Fernsehen junge Leute begeistern. Auch in der Kirche als Gottesdienst kann so etwas funktionieren.
Dabei bringt es nichts, den normalen Sonntagsgottesdienst in die Nacht zu verlegen. Zu einer Late-Night- Show gehört mehr.
Baut es, wie eine echte Show im Fernsehen auf. Ein Showmaster mit Schreibtisch oder Sofa vorm Altar. Scheinwerferlicht, eine kleine Band, etc.
Elemente für einen möglichen Ablauf dabei könnten z.B.
… Gäste: Der Gemeindepfarrer/Pastor, Lokalpolitiker, … an den besten Leuten, die im gleiche Alter der Zielgruppe sind (junge Erwachsene)
… „Werbeunterbrechungen“ in Form von kurzen Lobpreisliedern, einer Andacht
… kleine witzige Spielchen mit den Gästen
… Input nicht direkt als Predigt zu gestalten, sondern im Idealfall in die Gespräche mit den Gästen integrieren
Und scheut euch bei alledem auch nicht, den Witz zu vergessen, denn nur eine Kirche, ich auch mal über sich selber lacht wird bei jungen Leuten ernst genommen.
#geistlich_kulinarisch
Angebote wie „Bibel und Brötchen“, „Lunch und Liturgie“, Dinner church oder Liturgische Nacht, verbinden gemeinsames Essen mit geistlichem Leben und heben sich von rein kulturellen oder gemeinschaftlichen Veranstaltungen ab. Zum Erleben von Gemeinschaft kommen geistliche Anregungen oder Impulse dazu. Z.B. auch für Neuzugezogene können beide Bereiche jeweils kombiniert werden: Grillparty und Abendandacht (o.ä.).
#gottesdienste
Einmal im Monat am Sonntagabend um 18 Uhr (Winterhalbjahr) partizipativ vorbereitet. Eingeladen werden alle junge Erwachsene zwischen 18 und 40. Der Gottesdienst kann ein Thema haben, das in die Lebenswirklichkeit von jungen Erwachsenen gehört (z.B. Träume). Das Konzept kann auch offene Phasen mit verschiedenen Stationen enthalten (siehe Thomasmesse) und kann vom Setting her kreativ gestaltet sein z.B. mit Sitzkissen, variablen Sitzmöglichkeiten, Kerzenlicht …‘
#TalkandEat
Gemeinsam Essen und über Glaubens- und Lebensthemen sprechen. Einmal im Monat z.B. am Freitagabend, am besten zum gemeinsam gekochten Essen.
#kneipe
Besonders für Neue Zugezogene in größere Städte ist es schwer Anschluss zu finden. Um das zu ändern und gleichzeitig die Night-life Szene kennenzulernen könnt ihr gemeinsam, neue Erwachsene, die auf der Suche nach einer Gemeinde sind und ältere, die schon eine Heimat in der Gemeinde gefunden haben, die Nacht unsicher machen.
Im Anschluss einer durchmachten Nacht bietet es sich auch an, am nächsten Tag gemeinsam ein „Katerfrühstück“ zu veranstalten, um auf das erlebte gemeinsam zurück zu blicken.
#hiddenPlaceTouren
In Großstädte gibt es abseits von den Touristischen Angeboten meist kleine feine Orte zu entdecken. Teilt als Gemeinde diese Orte mit anderen.
Mögliche Themenvorschläge
– Kneipe und Kunst
– Nachhaltigkeit
– Kirchen und Orte zur Ruhe
#beratung
Junge Erwachsene sind in einer Lebensumbruchsphase. Die erste Wohnung, eine neue Stadt, neuer Lebensmittelpunkt… Doch all diese Punkte können zu Überforderung mit der Situation führen… Deshalb ist Beratung für junge Erwachsene ein Punkt, um ihnen zu zeigen, was Gott und der Glaube alles mächtige Bewegen kann. Bringt vielleicht eine anonyme Möglichkeit, oder einen Geschützen Raum auf den Weg. Mit jungen Menschen, die schon ähnliches erlebt haben und anderen von ihren Erfahrungen berichten können. Denn eine Begegnung auf Augenhöhe, mit Menschen, die in einer ähnlichen Lebenssituation sind, ist wichtig.
Punkte, in denen junge Menschen Beratung suchen, könnten sein:
– Beziehung
– Jobsuche ( was gibt es für Möglichkeiten in der Kirche, Gemeinde)
– Katze oder Kind
– Wie kann ich mit dem Lockdown umgehen?
– Krisenberatung (Lebenskrise, Trauerfall, …)
8. Öffentlichkeitsarbeit: Wie erreiche ich junge Erwachsene?
Hier sind ein paar Basic-Ideen und Erfahrungswerte vor allem für Unerfahrene im Thema Öffentlichkeitsarbeit für junge Menschen beschrieben und gelistet. Diese Empfehlungen können und sollten stätig ergänzt und weitergedacht bzw. kontextspezifisch angepasst werden.
Dabei gelten folgende “Grundregeln”:
- junge Erwachsene werden vor allem digital und persönlich erreicht #socialmedia #networking
- Infos, Inhalte und Werbung müssen kurz, knackig und attraktiv sein.
- Alle Inhalte in der zugeschnittenen Öffentlichkeitsarbeit sollten relevant für die Zielgruppe sein. (So landen Gemeindenbriefe und Newsletter, neben dem unangepassten Format, v.a. auch aufgrund der Irrelevanz der Inhalte und wegen der Länge im Papierkorb)
- Es sollte viel mit verschiedensten Medien, Videos, Fotos, Stories, Podcasts etc. gearbeitet werden. Hier spielen Ästhetik und Professionalität der Darstellung die essentiellste Rolle.
- Wording und Ästhetik ist von größter Bedeutung, sollte vorher geplant werden und homogen sein. So sind neben den Titeln der Veranstaltungen auch Beschreibung und Bewerbung im Sinne der Zielgruppe zu durchdenken. Vorbereitung ist key.
- Es empfielt sich, sich vorher ausgiebig mit dem Thema und der Planung von Inhalten auseinander zu setzen, Kontakt mit “Erfahrenen” zu Öffentlichkeitsarbeit aus der Zielgruppe zu suchen und sich mit Öffentlichkeitsarbeit für junge Erwachsene aus anderen Beispielen auseinander zu setzen.
Folgende Auflistung von Medien/Strategien für die Öffentlichkeitsarbeit ist eine Skizzierung. Die Reihenfolge ist dabei als ein Ranking gedacht, welches von oben nach unten die
- Netzwerkarbeit: Persönliche Kontakte auf– und ausbauen hat sich in Erfahrung bereits erfolgreicher Gemeinden mit Fokus auf jungen Erwachsenen als wichtigstes Element bewährt. Die Erfahrung zeigt, dass es wichtig ist in die Zielgruppe und Strukturen einzutauchen, am besten Teil von ihr zu sein oder zu werden. Das braucht Zeit, Geduld und Motivation.
- Persönliche Kontakte, Freunde: Empfehlungen und “komm-doch-mal-mit„-Kulturen sind unter jungen fluiden Erwachsenen relativ ausgeprägt. Gruppendynamik und “Werbung” durch Gemeinschaftserlebnisse spielen eine große Rolle.
- Social Media, bildet das zentrale Medium zum Erreichen vieler junger Erwachsenen. Wobei Facebook bei dem Millenials und Generation Z eher nicht genutzt wird. Daher empfiehlt es sich, kontinuierlich zu analysieren welche Plattformen gerade aktuell (und welche nicht mehr aktuell) sind und wie genau jede einzelne Plattform zu bespielen ist. Dabei ist jedoch zu beachten: dass Social Media Kanäle selten von selbst laufen, d.h., dass diese regelmäßig bespielt und wiederherum selbst beworben werden müssen (digital sowie über QR-Codes). Hierzu ist eine gute Vorbereitung wichtig (siehe Grundregel 6)
- Gute Sozial-Mediaarbeit ist fast immer Personenabhängig: Kanäle sollten möglichst von Menschen mit Erfahrungen bzw. einem starken Charisma geführt und bespielt werden
- Social Media kann u.a. auch für Mini Umfragen genutzt werden. Diese können zum Beispiel für das Finden von Themen praktisch sein. Ganz konkret: Eine Woche lang gibt es auf den Kanälen über Stories eine Mini-Umfrage zu einer Frage/ einem Thema. Wirklich nur eine Frage, zu der man schnell antworten kann. Am Sonntag wird dann die Statistik sozusagen veröffentlicht zusammen mit 3 Gedanken aus christlicher Sicht dazu.
- Ein weiteres Beispiel wären tägliche Impulse zum Nachdenken, die über Stories in soziale Medien geteilt werden können
- Direkte Werbeangebote nach dem Umzug (Brief) mit Social Media hinweisen, können auch genutzt werden. Hier sollten auf die gängisten Kanäle verwiesen werden.
9. Wie halte ich junge Erwachsene in der Gemeinde und wie kommen neue hinzu?
- Es ist eine Willkommenskultur zu implementieren: Neuzugezogene begrüßen und zu passender Veranstaltung (z.B. Grillparty mit Abendandacht) einladen; regelmäßig zu zielgruppenspezifischen Events / Gottesdiensten persönlich einladen.
- Die Angebote sollten eine offene Struktur haben; Kommen und Gehen ist im Grundsatz immer möglich; wer da ist, gehört dazu. Daneben kann es auch feste Gesprächsgruppen geben, die der Sehnsucht nach gelebter (Glaubens-)Gemeinschaft nachkommen.
- Ein prägnanter Newsletter mit spezifischen Angeboten für junge Erwachsene ermöglicht die niedrigschwellige Kommunikation.
- Es sollte Hinweise auf eine digitale Plattform für junge Erwachsene geben, die umfassend über Möglichkeiten der Angebote und der Partizipation informiert. Auf der eigenen Website sollte auf diese gesonderte Zielgruppe (auch als Akteure) hingewiesen werden.
- (Kurzfristige) Partizipationsmöglichkeiten bei Veranstaltungen und bei Gottesdiensten schaffen.
- Eine Festlegung auf einen längerfristigen Zeitraum des Engagements sollte zunächst vermieden werden.
- Damit junge Erwachsene gerne hinzukommen, empfiehlt sich eine offene Atmosphäre, ein attraktives und gut gestaltetes Programm und die Möglichkeit Angebote Freunden empfehlen zu können.
- Konzeptionsentwicklung, Vernetzung und Kooperation sollten zusammen mit Beauftragten im Kirchenkreis oder der Landeskirche und anderen Schwerpunktgemeinden stattfinden.
Anhang:
Wohin kann ich mich wenden, um Kontakt zu Jungen Erwachsenen zu bekommen und mich zu vernetzen?
- ESG (Evangelische Studiengemeinde) https://www.bundes-esg.de/startseite
- nach bestehenden Projekten für Junge Erwachsene suchen
hier einige Beispiele:
https://raumschiff.ruhr/aktion/
https://jkb-treptow.de/angebote/
https://jesusfriends.de/churchbase/
https://beymeister.wordpress.com/eine-seite/
https://www.junge-erwachsene-muenchen.de/
https://kesselkirche.de/ankommen/
Autoren:
Horst Ackermann, Corinna Hirschberg, Christoph Hahn, Sofie Rämisch, Raúl Trepel und Georgia Washington
Ansprechperson:
Georgia Washington: jugend@bach-kirchengemeinde.de