1_03_09 Weiterentwicklung der Befreiungstheologie und Anpassung an die Verhältnisse in den wirtschaftlich weit entwickelten Ländern

Idee

Die Befreiungstheologie spricht mich sehr an, da dem Wortlaut des Evangeliums und dessen praktischer Anwendung im täglichen Leben eine hohe Bedeutung beigemessen wird, wie wir es beispielsweise aus den Werken von Ernesto Cardenal her kennen. Aber ich finde, hier in den entwickelten Industriestaaten muss diese Theologie einen anderen Zweck haben als in Südamerika, wo es wirklich um die Befreiung der Menschen aus Abhängigkeit, Not und wirklicher Armut ging und geht. Hier in den Industriestaaten können wir die Armut, die bis auf Ausnahmen ohne Not einhergeht, anerkennen als Lebensform, die Jesus Christus uns vorlebte. Anerkennen bedeutet dabei nicht, selbst in Armut leben zu müssen. Es bedeutet aber, Armut mit Liebe und nicht mit Verachtung anzuschauen. Ich spreche aus Erfahrung, da ich seit längerem ehrenamtlich in einem Obdachlosenasyl arbeite.

Herausforderung

Ich möchte gerne an der Entwicklung einer Befreiungstheologie mitarbeiten, die die Befreiung der Christen von Gier, Egoismus und Konsumzwang zum Ziel hat. Im Evangelium stehen ganz konkrete Hinweise für eine Lebensführung als Christ. Man muss es nicht immer interpretieren und geistige Zusammenhänge suchen, sondern man muss versuchen, den Wortlaut eins zu eins in das tägliche Leben umzusetzen, wie es die Christen in Solentiname taten. Z.B. muss man daran glauben, dass Gott uns ernährt und es nicht nötig ist, Schätze anzusammeln. Oder, dass man sich nicht ärgern muss, wenn einer, der nur eine Stunde gearbeitet hat, genausoviel Lohn bekommt wie einer, der 8 Stunden im Weinberg war. Ich wünsche mir einen christlichen Glauben, der anerkennt, dass es wichtiger ist, gemeinsam Zeit zu verbringen und ohne Not zu leben, als nach Leistung bezahlt zu werden.
Wir Christen müssen uns gegenseitig die Augen öffnen um zu erkennen, dass wir uns weit vom Leben Christi und der ursprünglichen christlichen Idee und Lebensweise entfernt haben. Wir beten den Christus am Kreuz an, damit er uns unsere Sünden wegnimmt, aber gleichermaßen beten wir Geld und Wohlstand an. Vielmehr müssen wir aktiv dem lebendigen Christus folgen, dessen Anwesenheit ich in den jetzigen Tagen besonders spüre.

Zielgruppe

Meine Zielgruppe sind Christen, für die die Botschaft des Evangeliums und dessen Nachleben wichtiger ist als das spirituelle Umfeld christlichen Lebens. Mit diesen Christen, die erkannt haben, dass das Evangelium konkrete und praktische Hinweise für unser tägliches Leben bereithält, würde ich gerne diskutieren und überlegen, wie man unsere Mitchristen erreicht und ihnen die Augen öffnet, damit auch sie erkennen, dass nicht Vergebung der Sünden, sondern Bescheidenheit und Solidarität die Botschaft des lebendigen Christus ist.

Ideengeber:in

Eberhard L.